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Rating: 9,5 / 10

Die Musik ist, mit ihren Texten und den Einstellungen der Musiker dahinter, ein meinungsbildendes Medium gegenüber der Bevölkerung. Das heißt also, dass man als Musiker zur geistigen Entwicklung seiner Hörer beiträgt und somit ebenso ein kleines Stück Verantwortung zu tragen hat. Vielen Musikern in unserer Szene scheint dies nicht bewusst zu sein. Auch wenn natürlich auch ein gewisses Maß an textlichem Vergnügen nötig ist, wäre es doch sehr wünschenswert, wenn sich mehrere Bands um eine positive Aussage zur positiven Entfaltung der Hörer bemühen würden. Selbst bei unserer recht überschwemmten Undergroundszene ist mir vielleicht gerade einmal eine Handvoll bekannt, die wirklich anregende Botschaften vermitteln. Eine solche Eigenständigkeit ist leider ehr selten anzutreffen. Und auch musikalisch scheint Individualität seltener zu werden. Im Gegenzug zum Großteil der Szene haben die vier Würzburger von TO THE SEVEN geschafft mit ihrem selbstdefinierten „apokalyptic Black Metal“, musikalische und lyrische Eigenständigkeit und Kreativität zu vereinen und somit den Rahmen zu sprengen. Dies wissen die Würzburger mit bereits etlichen erfolgreichen Auftritten und schließlich ihrem Debüt „Moral Sloth“ zu beweisen, welches über das Label War Of Horns am 22. 02. 2003 veröffentlicht wird. Doch vor allem ist es das lyrische Konzept von TO THE SEVEN, was die Band so sehr aus der Masse heraushebt. So spielen sich alle Texte in einer fiktiven Welt ab, die von sieben Herrschern regiert wird. Zeichen und Prophezeiungen in altertümlichen und jüngeren Zeiten kündigen den Untergang dieser Welt an. Jedoch werden diese Zeichen von dem Großteil der Bevölkerung ignoriert und nur von einigen wenigen wahrgenommen. Diese Gruppe von Menschen schließt sich zusammen und schickt ein Warnschreiben an die großen Sieben. (Was auch den Bandnamen TO THE SEVEN weitestgehend erklärt.) Dabei hat diese fiktive Welt sehr viele Parallelen zu der unsrigen, wodurch es den Würzburgern auf geniale Weise gelungen ist, unsere Gesellschaft und die menschlichen Fehlverhalten zu kritisieren. Auch musikalisch stehen TO THE SEVEN ihrem genialen lyrischen Konzept in nichts nach. Die vier Herren haben es ziemlich gut hinbekommen die Weltuntergangsstimmung auch durch ihre Musik auszudrücken und haben somit brachiale sowie auch melancholische Momente in die acht Songs verarbeitet. Daher zieht sich über das gesamte Album hinweg ein geraumer Abwechslungsreichtum. So wirkt der Opener „To The Seven“ anfangs sehr verspielt und technisch was dann in das typisch sägende Black Metal-Riffing übergeht, um danach wieder thrashig weitergeführt zu werden. So setzen sich alle Songs auf „Moral Sloth“ aus Stilelementen aus dem Black- , Death- und Thrash Metal zusammen ohne chaotisch zu wirken. Neben den geilen Melodien und Riffs kommen auch einige atmosphärische Zupf-Passagen zur Geltung. Dabei ist es den Würzburgern äußerst geschickt gelungen, ihren ganz eigenen Stil zu kreieren, was es sehr schwer macht das Dargebotene zu vergleichen. Der brachiale Nackenbrecher „Apocrypha“ wäre der einzige Song, der ganz klar an Immortal erinnert. Zwar lässt sich das eine oder andere Riffing ebenso mit den Norwegern oder auch ein klein wenig mit Dissection vergleichen, jedoch kann man diese Ähnlichkeiten nicht insgesamt übertragen. So wirkt TO THE SEVENs Eigenständigkeit um so erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass es die Band gerade mal seit 1999 gibt. Auch die Produktion ist richtig gut geworden. Zwar könnte man an manchen Stellen noch etwas feilen (z. B. wirkt das Schlagzeug stellenweise zu leise und drucklos), jedoch ist die Produktion verhältnismäßig gesehen trotzdem ordentlich gelungen. Letztlich sind es aber schließlich die Lieder, welche die Qualität von TO THE SEVENs Debüt ausmachen. Und die sind nach wie vor geil geworden. „Moral Sloth“ bietet eigentlich durchgehend gute Melodien und einfallsreiches Riffing, wobei aber vor allem der Titeltrack, das emotionsstarke Instrumental „Shadows Of Oblivion“ und der mitreißende Song „Ignorance“ besonders herausragen. Insgesamt haben TO THE SEVEN auf alle Fälle mit „Moral Sloth“ ein Debüt abgeliefert, das nicht nur supergeil ist, sondern auch eines der innovativsten textlichen Konzepte aufweist, das ich kenne!

25.12.2002