MetalMessage.de back


Wie ist die derzeitige Stimmung bei euch?

Könnte nicht besser sein: Die Aufnahmen zu unserem neuen Album sind abgeschlossen - nach einer langen, arbeitsintensiven Zeit im Studio sind wir stolz auf das Ergebnis. Das gute Stück mit dem Namen "To The Seven" erscheint am 21.06.2004 in den Läden. Unser Label unterstützt uns tatkräftig, die Promotion läuft. Endlich können wir uns wieder auf das konzentrieren, was Sinn unserer Zusammenkunft war und immer das Wichtigste für uns sein wird: Die eigene Musik zu leben, sie live zu verkörpern.



Wie steht ihr der Black Metal-Szene im Allgemeinen gegenüber?


Wir sind selbst Teil davon und haben dort viele Freunde. Aber das Verhalten einiger lässt die Szene in einem Bild erscheinen, welches wir nicht vertreten. Apokrypha ist definitiv keine politische Band. Die Musik hat die Szene geschaffen, nicht umgekehrt. Wir wurden musikalisch zu einer Zeit geprägt, als die Black Metal Szene im heutigen Sinne noch nicht existierte. Daher stellen wir die wichtigen Elemente des Black Metal in den Vordergrund, nämlich seine Wirkung, Atmosphäre und Aussagekraft. Black Metal wirkt provokativ, prangert an, und das bringen wir deutlich zum Ausdruck. Wir nutzen sein Potential, damit sich unser Konzept völlig entfalten kann.



Ihr tituliert eure Stilistik "Apokalyptic Black Metal" - wie kam bzw. kommt das?


"Apokalyptic Black Metal" bringt es auf den Punkt, musikalisch wie lyrisch. Wir spielen Black Metal, integrieren aber zugleich Einflüsse aus anderen Bereichen des "extremen" Metal. Seine Stimmung verstehen wir als Apokalypse. Der Weltuntergang - brachial und tief melancholisch zugleich. Dementsprechend wirkt auch unser Konzept, welches wir bei jedem einzelnen Song sowohl emotional als auch lyrisch und akustisch umsetzen. Das geschieht nicht nur mittels purer Aggression und Brutalität, sondern vielmehr noch durch eine Abstrahierung unserer Gedanken. Daher sind Musik und Texte durchzogen von Metaphern und Vergleichen. Roh und aggressiv auf der einen, anprangernd und zum Nachdenken anregend auf der anderen Seite. Will man das Ende der Welt verarbeiten, so kann nicht nur die Zerstörung im Vordergrund stehen, es muss auch darüber nachgedacht werden, wie es dazu kommen konnte. Der Ursprung liegt in den persönlichen Erfahrungen und Schicksalsschlägen, die jeder von uns erlebt. Wir befassen uns gedanklich mit dieser Thematik und verarbeiten die Erkenntnisse musikalisch. Unsere Musik gibt uns die Möglichkeit uns auszudrücken. Jedem einzelnen Song liegen konkrete Geschehnisse zu Grunde, die dessen Entstehung praktisch erzwungen haben. Die Einreihung in unser apokalyptisches Konzept ist nur die logische Konsequenz.



Der Titeltrack eures Albums scheint mir sehr von alten EMPEROR beeinflusst zu sein! Wie seht ihr das?


Was uns beeinflusst hat sind die Roots, die wir mit Emperor teilen. Bathory, Venom und Celtic Frost waren die Wegbereiter des Black Metal, was Atmosphäre und Ausdruck angeht. Wie gesagt, reichen unsere Wurzeln bis weit in diese Zeit zurück. Emperor selbst zählen weniger zu den Einflüssen unserer Musik. Wir verleugnen eine gewisse Ähnlichkeit nicht, denn Emperor ist definitiv eine der Bands, die den Black Metal, wie er heute existiert und vor allem dessen Spielweise, nachhaltig geprägt hat. Natürlich konnten wir uns dem nicht entziehen. Wir bedienen uns der typischen Spieltechniken die auch Emperor verwenden. Dazu gesellen sich Elemente nahezu sämtlicher Arten des "extremen" Metal. Diese Kombination schafft das uns eigene Klanggebäude, in welchem sich das Konzept realisiert. Apropos Gemeinsamkeiten: Dank an Christophe Szpajdel.



In diesem Kontext: Welche Acts könnt ihr nach wie vor als eure größten Einflüsse nennen?


Neben den genannten Bands definitiv Immortal, Slayer und Death.



Wie genau kam die aktuelle Musikmischung für den neuen Release zustande; welche musikalischen Einflüsse wurden im speziellen dafür verarbeitet?


Es wirken viele Einflüsse zusammen. Das macht gerade den Reiz aus, eine Band zu Gründen, das Zusammenspiel der einzelnen musikalischen Meinungen zu erforschen. Bei Apokrypha sind die Wurzeln aller Musiker im Grunde dieselben. Jeder hat sich dennoch in seine eigene Richtung entwickelt. Das erzeugt eine Spannung innerhalb der Band, die unabdingbar für ein vereintes kreatives Arbeiten ist. Die aktuelle Musikmischung ist also die logische Konsequenz unseres Zusammentreffens. Insoweit verkörpern Rhythmusgitarre und Gesang hauptsächlich die Black Metal-Elemente, beeinflusst von Bands wie Immortal. Die Lead-Gitarre ist verantwortlich für die Thrash-Elemente, wobei Thrash-Harmonien auf die für Black Metal typischen Melodien transponiert werden, was das außergewöhnliche Flair der Melodik ausmacht. Haupteinflüsse sind insbesondere Slayer und Bathory. Das Schlagzeugspiel spiegelt die Vorlieben für Bands wie Bolt Thrower und Death wider. Monotonie und Groove spielen dabei die größte Rolle. Der technische Aspekt wird vom Bass getragen.



Was genau hat der Titel eurer neuen Veröffentlichung zu bedeuten?


"To The Seven" ist als Metapher zu sehen und fungiert als Grundpfeiler unseres Konzepts. Deshalb trug die Band auch zunächst diesen Namen, hat sich dann aber aufgrund rechtlicher Probleme nach dem Labelwechsel in das viel einprägsamere "Apokrypha" umbenannt, der historischen Quelle übrigens, der auch der Stoff um "To The Seven" entstammt.



Welches lyrische Konzept steckt denn dahinter?


Insgesamt handelt es sich um eine Abstraktion des gesellschaftlichen Lebens, eine Art fiktives Konstrukt, welches Parallelen zur Realität zieht. Es verdeutlicht die existierenden Missstände, die sich ausbreitende Lethargie oder auch die fatale Ignoranz gegenüber allem, was einen selbst nicht unmittelbar betrifft.

"Etwas liegt in der Luft: Zeichen, die ankündigen, doch was? Desinteresse. Die Zeichen häufen sich. Bedrückende Stimmung herrscht bei den wenigen, die sich Gedanken machen. Es scheint so, als ob nur sie die Zeichen wahrnehmen. Sie sammeln sich, bereit etwas zu beginnen...etwas aufzuhalten!? Sie schicken nach den Sieben...ein Schreiben, "Apokrypha" genannt. Überbracht durch einen Auserwählten, als letzte Chance. Denn mittlerweile scheint es aussichtslos. Was tun? Nur hoffen...zu spät. Doch mit eisernem Willen trotzen sie der Apokalypse. Nicht viele werden es schaffen. Aber genug, bereit etwas zu beginnen...etwas aufzuhalten?"

Wir bieten hier keine Lösungen an, sondern heben schlichtweg unser aller Situation hervor, und das auf abstrakte aber brutale Art und Weise. Das Konzept zeigt unsere Sichtweise der Dinge.



Worum drehen sich die Songtexte?


Musik und Lyrik müssen verschmelzen, zu einem großen Ganzen!
Jeder einzelne Text repräsentiert eine Episode unseres Konzepts. Das fiktive Gedankenkonstrukt wird dort ausgeführt und in abstrakter Weise dem Gesamtkonzept hinzugefügt. Will man die Musik von Apokrypha wirklich nachvollziehen, so ist die aufmerksame Lektüre der Texte essentiell. Jedoch soll niemandem bestimmte Lehren oder Erkenntnisse vorgeschrieben werden. Unsere Texte sind in Abstraktheit offen gehalten um jedem Zuhörer die freie Gedankenentfaltung zu ermöglichen. So beschäftigt sich beispielsweise der Song "Ignorance" ausschließlich mit besagter Ignoranz der Gesellschaft. Nur der eigene Vorteil zählt. Ideologien entstehen, abartiges Gedankengut, das um jeden Preis vermarktet werden will. Manipulation und Unterdrückung des Einzelnen steht im Vordergrund.Sämtliche Songs sind auf unserer Homepage www.apokrypha.de erklärt.



Wie wird eine kommende Live-Show von euch aussehen?


Seit dem ersten Auftritt streben wir danach, die Leute in den Bann unserer Musik zu ziehen, und weiter noch, eine besondere Chemie zwischen Publikum und Band zu schaffen, welche die Brutalität und Verzweifelung der Musik transportiert und auf beiden Seiten manifestiert. Wie schon in der Vergangenheit werden sich auch kommende Shows daran ausrichten.


Markus Eck
 MetalMessage.de back
Rating: 8 / 10

Ein wirklich wuchtiges Debütalbum von einigem Begeisterungspotential, welches in dieser künstlerisch anspruchsvollen Form nicht mal ansatzweise zu erwarten war, hauen diese vier wirschen Würzburger mit aller menschlichen Energie raus. Spielen sich also schier den Arsch ab für ihr Material. Geil, genau so soll es auch sein. Dies führt auf "To The Seven" zu hochmelodischem und beinahe titanhartem Schwarzmetall von edler Legierung bzw. instrumenteller Zusammensetzung - die rhythmisch potente Musikantenhorde selbst tituliert ihren schroffen Stil "Apocalyptic Black Metal", passt. 1999, damalig noch unter dem Bandnamen To The Seven in Würzburg ins Dasein gerufen, hielt dieser Stoßtrupp der Dunkelheit beharrlich an musikalischer Vision und Konzept fest. Das hat sich doch gelohnt, meine ich, denn nun ist es endlich soweit und der ehemalige Gruppenname wird mit dem Albumtitel zum forsch absolvierten Hassprogramm: Gleich der überaus schmissige und rasiermesserscharf geriffte Opener "To The Seven" erinnert stellenweise derart prägnant an Emperor während ihrer allerbesten und kompetentesten Tage, dass man unweigerlich lauter aufdrehen muss. Damit bestechen sie Ohren und Geist so sehr, dass APOKRYPHA einen damit im Nu für sich einzunehmen imstande scheinen. Und schnell entfaltet sich mit diesem gut platzierten Stück auch gleich eine ganz signifikante und prächtig panische Atmosphäre, wie sie die Scheibe während der gesamten Spieldauer von knapp über einer Dreiviertelstunde auf zehn stürmischen Kompositionen nicht mehr verlässt. Das überragend hohe Niveau dieses Liedes wird im Folgenden zwar nicht wieder vollends erreicht, dennoch bieten APOKRYPHA auf "To The Seven" weitere neunmal fesselnd frostigen, tempo- und variantenreichen als auch sehr sauber eingespielten und vehement daher knüppelnden Black Metal mit tollen Melodien und des Öfteren wahnwitziger Gitarrenarbeit. Insgesamt jederzeit so intensiv als möglich, auch an den eher getragenen Songstellen. Obligatorische, also oftmals vorauszusehende, aber dennoch nicht deplaziert wirkende Breaks sind klarer Weise mit an Bord, atmosphärisch knisternde Zwischenintermezzi ebenso wie ergötzlich räudiger Biestgesang. Dass der Schriftzug der Band von Szpajdel stammt, kann für den Würzburger Vierer als Glücksfall gewertet werden, denn dieses Logo von ihm ist überhaupt nicht grafisch überfrachtet, sondern genial einfach strukturiert als auch symmetrisch schlicht perfekt und damit optisch immens einprägsam - sieht damit vor allem nur noch edel aus.

06.06.2004 - Markus Eck