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Stand 2003 im Zeichen der Wiederauferstehung des Death, so ist 2004 das Jahr des Black Metal. Aufsehenerregende Debüts, starke Weiterentwicklungen und ein Aufblühen der kreativen Diskussionskultur prägen weitestgehend das Bild. Wie anders als noch im vorigen Jahr, als das Genre mit "Damnation and a Day" einen Höhe-, aber auch Sättigungspunkt erreichte. Während die Welt nun auf die für Ende diesen Jahres angekündigte Rückkehr von CRADLE OF FILTH wartet, darf man jede Woche einige vielversprechende Neuerscheinungen unter die Lupe nehmen. Dieses Mal ist das neben dem hoch hinaufkraxelnden Erstlingswerk von ISENBURG das vielschichtige "To the Seven".
Wenn es zwei Schulen im Black Metal gibt, die eine thrashorientiert, die andere vom Rock beeinflusst, dann waren APOKRYPHA die Streber, die in beiden den Unterreicht besuchten. Und die übergangslos zwischen den Stilen hin- und herspringen können. Das ist auch sofort am Organ von Frontmann Andy erkennbar. Koppeln viele Bands die Stimme weitestgehend vom instrumentalen Geschehen ab, ist sie bei den Würzburgern vollwertig integriert - sowohl was ihren Stellenwert im Mix angeht (lauter als üblich), als auch die von ihr vereinnahmten musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten (variantenreicher). Und wo wir schon einmal bei der Schule sind: Obwohl es gerade in der ersten Hälfte des Albums mehrere ruhige, slow-groovende Abschnitte gibt, die subtil in Orkane aus gravitätischer Gewalt münden, gibt es mit "Earth Beneath" und "Ignorance" genügend New School of Old-School Hymnen, die auch gut auf das aktuelle 1349-Werk gepasst hätten. Die hier zu tage gelegte selbstbewusste Haltung entspringt zum einen dem Bewusstsein, sich technisch überall bedienen und kreativ mit jedem messen zu können und zum anderen der Fähigkeit, die epischen, aus unterschiedlichen zusammengeschweißten Episoden bestehenden Stücke genauso zu beherrschen wie die konzentrierte Kurzform. So gibt es das den Hörer zwischen den unterschiedlichsten Stimmungen hin- und herreißende Titelstück genauso wie das gerade einmal dreieinhalbminütige "Crowds", eine Brachialorgie, die schon wieder vorbei ist, ehe man sich auf sie einstellen konnte. Währenddessen ist die Ähnlichkeit zwischen "Noctifer" und MICHAEL JACKSONs "Give in to me" so bizarr wie vollkommen. Und natürlich, bei aller geistigen Offenheit, vollkommen unbeabsichtigt. Bei einer derart polymer angelegten Scheibe verwundert es nicht, dass es sich hierbei um ein Konzeptalbum handelt, das (hört, hört!) aus der Feder des Schlagzeugers stammt. Textlich den Untergang einer imaginären Gesellschaft thematisierend, bleibt dabei nur eine Frage: Warum, in einer vollkommen realen Welt aus moralischem Verfall, Ignoranz und Massendiktatur, überhaupt ins Fiktive abschweifen?
Normalerweise müsste an dieser Stelle die kleine Einschränkung kommen, welche "To the Seven" wieder relativiert und die Band ein wenig in die Schranken weist. Doch es gibt keine. "No matter how hard we try/ We are never satisfied" heißt es in "Crowds". Das dürfen APOKRYPHA aber!
17.07.2004 - tocafi |
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